Historie

Geschichte des Kaufhauses in der Mariahilfer Straße

 

Das in jüngster Vergangenheit als Möbelhaus Leiner bekannte Eckhaus an der Adresse Mariahilfer Straße 10–18 blickt auf eine lange Geschichte zurück. Berühmt wurde es Ende des 19. Jahrhunderts als Kaufhaus Esders gemeinsam mit weiteren “Kaufhaus-Legenden“ wie Gerngross und Herzmansky.

1877–18951920–19641964–2021

Wienbibliothek im Rathaus, D 76617: Der Architekt, Heft 1 (1895) Tafel 42
1877

À LA GRANDE FABRIQUE, BRÜSSEL

Der belgisch-österreichische Unternehmer Stefan Esders (*1852) gründete gemeinsam mit Heinrich Weltmann 1877 in Brüssel das Textilgeschäft „À la grande fabrique“, das mit dem Verkauf von Hosen und Anzügen aus eigener Fertigung rasch zu einem Großunternehmen expandierte.

Privatbesitz
1895

ERÖFFNUNG WARENHAUS ESDERS, WIEN

Als erste Wiener Niederlassung des Textil-Warenhausimperiums von Stefan Esders eröffnete Anfang April 1895 das fünfgeschossige Etablissement „Zur großen Fabrik Stefan Esders“ an der Adresse Mariahilfer Straße 18.

Zeitschrift Der Architekt, Heft 1 (1895), S.41 Autor: Josef Hackhuber
1895 – 1920

PFEILERBAUWEISE AUS GRANIT & KLINKER

Das von Architekt Friedrich Schachner nach dem Vorbild großer Pariser Warenhäuser („Galeries Lafayette“, „Prin-temps“, „La Samaritaine“) errichtete Gebäude war mit weitläufigen Verkaufsräumen und 39 erstmals elektrisch beleuchteten Schaufenstern eines der größten und prächtigsten Warenhäuser Europas. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss dienten dem Verkauf, im zweiten und dritten Obergeschoss befand sich die Kleiderfabrik, im vierten Obergeschoss war die Wohnung des Eigentümers untergebracht. Bereits ab 1898 wurden erste Umbauten und Erweiterungen des florierenden Unternehmens notwendig sowie 1902 ein Zubau.

Die Donau von Passau bis zum Schwarzen Meer. Hrsg./Ed. DDSG, Vienna 1917
1920-1964

NACHKRIEGSZEIT & NACHFOLGE & NEUÜBERNAHME

Nach Stefan Esders Tod († 1920) übernahm zuerst sein Sohn Bernhard und danach sein Enkel Stefan die Leitung des Unternehmens. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude und seine prächtige historische Fassade in Mitleidenschaft gezogen. In der Nachkriegs- und Besatzungszeit kam es wiederholt zu Plünderungen des Warenhauses. Mit der Auflösung des Unternehmens Esders wurde das Warenhaus 1964 an das Textil-, Teppich- und Möbelhandelsunternehmen Rudolf Leiner GmbH verkauft.

1964-1991

MEHRMALIGER UMBAU

In weiterer Folge wurde das Gebäude baulich stark verändert, im Inneren durch Umbauten und Modernisierungen wie den Einbau von Aufzügen und Rolltreppen sowie die Verwendung der oberen Geschosse nun ebenfalls für den Verkauf. Im Außenbereich sorgte die radikale Vereinfachung der Fassade im sachlichen Stil der Nachkriegsmoderne für eine starke Veränderung des historischen Gebäudecharakters. Im Jahr 1990/1991 wurde der in der Karl-Schweighofer-Gasse angrenzende firmeneigene Parkplatz verbaut und mit einer dreigeschossigen Tiefgarage versehen. Dadurch vergrößerte sich auch die Verkaufsfläche von 12.000 m² auf 30.000 m².

2017-2021

ANKAUF DURCH SIGNA & ARCHITEKTENWETTBEWERB

SIGNA erwarb Ende 2017 den Leiner-Flagship-Store. Im Jahr 2019 wurde ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben, um in moderner Weise an die ursprüngliche Geschichte des Standorts als Traditions-Warenhaus anzuknüpfen. Dieses neue Zukunftsprojekt für die Mariahilfer Straße wurde seit 2020 gemeinsam mit der KaDeWe Group geplant. Im Frühjahr 2021 wurde mit dem Abbruch des ehemaligen Leiner Möbelhauses begonnen.